Hilft Yoga wirklich bei Stress?
Kurz
und knapp: Ja. Ja. Und nochmal ja.
Wenn du dir diese Frage stellst, hast du wahrscheinlich schon gespürt, dass dir irgendwas zu viel wird. Zu viele To-dos, zu viel Druck, zu viel „Ich muss aber noch…“. Und genau da setzt Yoga an –
nicht erst, wenn du kurz vorm Durchdrehen bist, sondern idealerweise ein gutes Stück vorher.
Was ist Stress eigentlich?
Stress ist
nicht „nur im Kopf“. Wenn du Stress hast, reagiert dein gesamter Körper-Geist-Organismus – mit Hormonen, Nerven und allem Drum und Dran.
Früher bedeutete Stress: Ich brauch dringend Energie, jetzt sofort. Damals war das oft die Reaktion auf echte Gefahr – zum Beispiel beim Überqueren eines wilden Flusses oder wenn’s ums nackte
Überleben ging.
Heute
sieht die „Gefahr“ anders aus: „Ich muss den Bus kriegen“, „Ich darf die Präsentation nicht versemmeln“, „Ich hab Angst, krank zu werden oder jemanden zu verlieren“.
Die Situationen haben sich verändert – der Körper reagiert aber noch genau wie damals.
Und was
macht dein Körper?
Er geht in den Alarmmodus.
Der Sympathikus (Teil des vegetativen Nervensystems) fährt hoch, der Puls steigt, Blutdruck rauf, Gefäße enger – du bist kurzfristig fokussierter, schneller, leistungsbereiter. Eigentlich clever.
Aber: Nur gedacht für kurz. Nicht für ständig.
Und was passiert bei Dauerstress?
Wenn dein Körper dauernd im „Sofort handeln!“-Modus ist, gewöhnt er sich an diesen Alarmzustand – mit Folgen:
- Der Blutdruck bleibt oben.
- Der Cholesterinspiegel steigt.
- Die Zellen können schlechter Nährstoffe aufnehmen.
- Regeneration? Fehlanzeige.
Du funktionierst, ja – aber irgendwann geht dir dabei die Kraft aus. Und genau das ist der Punkt, an dem viele merken: So geht’s nicht weiter.
Was hat Yoga damit zu tun?
Yoga wirkt
auf mehreren Ebenen gegen diesen Stress-Kreislauf – und zwar nicht erst nach dem 100. Sonnengruß, sondern von Anfang an.
Denn:
🧘♀️ Über die
Atmung beruhigt Yoga dein
Nervensystem. Dein Körper lernt wieder, aus dem Alarmmodus in den Entspannungsmodus zu schalten.
🧘♀️ Über Bewegung und
achtsames Spüren kommst du zurück in
deinen Körper, statt nur im Kopfkarussell festzuhängen.
🧘♀️ Über innere
Beobachtung lernst du, Gedanken
als Gedanken zu erkennen – nicht als absolute Wahrheit.
„Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich schaff das nie“ – sind Gedanken. Punkt. Keine Gesetzestexte. Das zu merken, verändert was.
Und es
geht noch weiter:
Wenn du regelmäßig Zeit mit dir verbringst – nicht beim Scrollen oder To-do-Listen-Schreiben, sondern wirklich mit dir – dann fängst du an zu spüren, was du wirklich brauchst. Was dir guttut. Was
du loslassen kannst.
Und das ist kein esoterisches Blabla. Das ist Training. Nervensystem-Training. Selbstwahrnehmungstraining. Stresskompetenz, wie die Wissenschaft sagen würde.
Was brauchst du dafür?
Keine Designer-Leggings, kein Studio-Abo, keine 90 Minuten Zeit am Stück. Was du brauchst, ist:
- ein bisschen Neugier,
- ein bisschen Regelmäßigkeit,
- und die Erlaubnis, dir selbst wichtig zu sein.
Denn:
Yoga wirkt nur, wenn du’s machst. Nicht perfekt, nicht hochspirituell, sondern einfach – machen. Wiederholen. Dranbleiben.
🧘♀️ 3 einfache Übungen gegen Stress – ganz ohne Matte
1. Arme heben & senken – Atem spüren
Diese Übung bringt Bewegung, Atem und Selbstwahrnehmung zusammen:
- Stell dich aufrecht hin oder setz dich aufrecht hin, die Füße fest am Boden.
- Leg beide Hände auf deinen Bauchraum und atme ein paar Mal ganz ruhig in den Bauch hinein. Spür, wie sich deine Hände mit jeder Einatmung leicht heben und mit der Ausatmung wieder senken.
- Dann: Hebe mit der nächsten Einatmung langsam die Arme über die Seite nach oben – so weit, wie es sich gut anfühlt.
- Ausatmend senkst du die Arme langsam wieder auf deinen Bauch ab.
- Wiederhole das 5–10 Mal. Spür, wie Atem und Bewegung miteinander fließen – ohne Eile.
Diese Übung wirkt beruhigend, bringt dich aus dem Kopf zurück in den Körper und verbindet dich mit deinem Atem.
2. Brumm-Ausatmen – Nervensystem runterfahren
Ganz simpel, aber sehr wirkungsvoll – besonders bei innerer Unruhe oder Einschlafproblemen:
- Setz dich bequem hin. Atme ganz normal ein.
- Beim Ausatmen machst du ein sanftes „mmmhhh“-Geräusch, wie ein entspannter Brummton. Nicht laut, eher schnurrend.
- Spür die Vibration im Brustkorb, vielleicht sogar bis zum Kopf.
- Einatmen – Pause – Ausatmen mit „mmmhhh“.
- Wiederhole das für 3–5 Minuten.
Dieses „Brummen“ stimuliert den Vagusnerv, beruhigt das Herz und bringt dich sofort raus aus dem Alarmmodus.
3. Inneres Mantra – Weite beim Einatmen, OM beim Ausatmen
Diese Übung kannst du fast überall machen – in der Bahn, im Büro, beim Spazierengehen:
- Schließe die Augen oder richte den Blick weich auf einen Punkt.
- Einatmend denkst du still: „In mir ist Weite und Fülle.“
- Ausatmend denkst du leise: „Om.“
- Lass die Worte innerlich mitschwingen – ohne Anstrengung, eher wie ein sanftes Echo.
- Wiederhole das für ein paar Minuten – oder so lange, wie es dir guttut.
Diese Mini-Meditation bringt Ruhe in den Kopf und Weite ins Herz. OM wirkt wie ein inneres Stimmgabel-Tuning.
Wenn du magst, gestalte dir aus einer dieser Übungen ein tägliches Ritual – morgens, abends oder zwischendurch. Dein Nervensystem wird’s dir danken.
Fazit: Yoga gegen Stress – kein Mythos, sondern Werkzeug
Der
Stressmechanismus ist an sich genial. Ohne ihn hätten wir in der Menschheitsgeschichte nicht überlebt. Aber heute ist unser Alltag voll mit kleinen, dauernden „Feueralarmen“, die uns selten
wirklich in Gefahr bringen – aber ständig unser System hochfahren lassen.
Und genau da hilft Yoga – nicht als Wundermittel, sondern als Werkzeug. Für deinen Körper, deinen Geist und für das, was dazwischen liegt.
Mein
Tipp:
Fang klein an.
Fünf Minuten Atemübungen.
Eine Haltung, die dir guttut.
Einen Moment Pause nur für dich.
Und beobachte, was sich verändert.
Wenn du
magst, zeig ich dir gern ein paar einfache Übungen zum Runterkommen – ganz ohne Akrobatik.
Schreib mir einfach oder schau in den nächsten Artikel rein.
Namasté
und bis bald
🌿
Christina